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„Wer mehr hat, kann einen Teil abgeben“

Hamburger Morgenpost, 30.09.2012

Er war HSV-Präsident, ist Verleger und hat es mit Versicherungen zum Selfmade-Millionär gebracht. Der 69-Jährige, der in einem Penthouse in Rotherbaum wohnt, ist einer der 42.000 Hamburger Millionäre – und hätte kein Problem damit, von seinem Geld etwas abzugeben. Im Interview erklärt Hunke, warum Reiche wie er mehr Steuern zahlen sollten.

MOPO: Warum sollten Reiche mehr abgeben?
Jürgen Hunke: Wir müssen darüber nachdenken, wie es in 20 oder 30 Jahren weitergehen soll. Da können wir unseren Wohlstand nur erhalten, wenn wir mehr in Bildung investieren. Dafür sollten die, denen es besser geht, einen Teil abgeben – möglichst zweckgebunden und nicht für den allgemeinen Haushalt. Und am Ende muss man auch über die Erbschaftssteuer nachdenken.

MOPO: Warum die Erbschaftssteuer?
Hunke: Manche Vermögen werden so groß, dass mehrere Generationen gar nicht mehr arbeiten müssen. Umverteilen ist ein komisches Wort, aber wichtig für die eigenen Kinder sollte eine Top-Ausbildung und nicht ein gigantisches Erbe sein. Wie soll das mit dem demografischen Wandel denn weitergehen, wenn bald 20 Millionen die restlichen 60 Millionen finanzieren müssen? Das geht nur, wenn wir unsere Wettbewerbsfähigkeit erhöhen, und das geht nur über Bildung. Ich sehe das ja selber bei einigen Freunden, die jetzt 60 sind. Die wissen nicht, wovon sie in den nächsten 20 Jahren leben sollen.

MOPO: Ist es ungerecht, wenn man von einem Erbe lebt und andere davon nichts haben?
Hunke: Fakt ist, dass manch reicher Erbe nichts mehr zum Bruttosozialprodukt beiträgt, der lebt nur nett vor sich hin. Ich rede hier nicht von all denen, die hart arbeiten! Ich rede von dem Prozentsatz, der ganz viel einbringen könnte in die Gesellschaft, aber das durch die ganzen Erbschaften nicht mehr braucht und uns dadurch verloren geht.

MOPO: Welche Steuerhöhe wäre gerecht?
Hunke: Ach, wichtig ist, dass das Geld in einen Spezialfonds der Regierung für Bildung geht, der der neuen Generation zugutekommt.

 

Hamburger Morgenpost, 30.09.2012