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Der Multimillionär und Ex-HSV-Präsident über Luxus, Harmonie, Freunde und den Tod

MOPO, 10. Juni 2012

Jürgen Hunke (69) in seiner Galerie am Mittelweg mit Mischlingshund Maxi (13) aus Thailand. An der linken Hand trägt er die 200 000-Euro Uhr der Schweizer Marke IWC. Foto: Quandt

 

Es dauert genau 21 Minuten, bis die Gänsehaut-Nummer kommt, für die Jürgen Hunke bekannt ist: Der 69-Jährige krempelt den Ärmel hoch, sagt: „Hier gucken Sie mal, ich krieg’ Gänsehaut, wenn ich Ihnen das erzähle.“ Nein, langweilig ist ein Gespräch mit dem Multimillionär oder „selbstbestimmten Privatier“, wie er sich selbst nennt, bestimmt nicht. Die MOPO am Sonntag sprach mit dem  Ex-HSV-Präsidenten über Luxus, Harmonie, Freunde und den Tod.

Schwarzes Sakko mit Lederkragen, schwarzes T-Shirt, rote Hose, roter Gürtel – so sitzt Jürgen Hunke am Schreibtisch seiner Villa am Mittelweg 111. Das „Mikado-Wohlfühlhaus“ ist Sitz seines Verlags und seiner Asiatica-Galerie. Ganz nebenbei plaudert der Selfmade-Millionär, der sein Geld mit Versicherungen gemacht hat, darüber, dass er gerade die „Villa Sophie“ nebenan gekauft hat. Außerdem will er der Stadt mal eben einen Platz mit Brunnen schenken.
„Platz der Harmonie heißt der, er wird wunderschön, dafür gebe ich den Vorgarten meines Hauses hier auf.“
Auch Timmendorf wollte Hunke beschenken mit einem Teepavillon für einige 100000 Euro. Doch daraus wird nichts (MOPO berichtete). Hunke redet sich in Rage: „Da denkt man, man ist ausgeschlafen, und dann passiert einem so was. Ich schwöre Ihnen, ich bin vorgeführt worden. Aber ich lass’ mich nicht  erpressen. Ich nicht.“

Was war passiert? Die Ostsee- Gemeinde will Hunke zwingen, ein Restaurant im Teehaus zu eröffnen. Doch er will das nicht, er will nur chinesische Kunst zeigen, grummelt: „Das wäre etwas ganz Großes geworden, die wissen ja gar nicht, was sie verpassen. Ich bin so was von enttäuscht.“
Dabei will Hunke doch eigentlich nur eines – Harmonie! Die sei so wichtig. „Aber das verstehen ja viele nicht.“ Hunke wechselt das Thema, da ist er gut drin, dem Gesprächspartner wird dabei etwas schwindelig. Und man muss höllisch aufpassen, „Was lachen Sie?“, blafft Hunke, als der Interviewer sich „unpassend“ verhält, dann unvermittelt die Frage „Finden Sie mich aggressiv?“. Ja, ein bisschen. Irgendwie wirkt der Mann mal angriffslustig wie ein Pitbull, dann wieder wie ein in sich ruhender Philosoph. Spannend.

Sportlich ist er auch. Hunke steht jeden Tag um 5 Uhr auf, lässt sich massieren, wuchtet Gewichte, geht dann ins Dampfbad, liest danach bei einem Frühstück mit Früchten und Nüssen die MOPO und die anderen Hamburger Zeitungen.

„Ich tu’ nur noch, was ich gern mache. Wissen Sie, ich bin ein sehr zufriedener Mensch“, sagt Hunke und blickt auf seine Uhr. Eine IWC „Grand Complication“ – kostet schlappe 200 000 Euro. Auf dem Hof parkt ein weißes Bentley-Cabrio, das etwa genauso teuer ist. Ist er ein materialistischer Mensch? „Nein, überhaupt nicht. Diese Dinge sind ästhetisch, deswegen besitze sich sie.“ Er sei ein ganz bodenständiger Westfale, der Bauernfrühstück liebt. Das Handy klingelt. Die Melodie: „Ich war noch niemals in New York“ von Udo Jürgens erklingt, eines von vier Gesprächen, die Hunke während des Interviews so nebenbei führt.

Hunke wird plötzlich ganz still. Er denkt an Klaus Nehls. Sein engster Freund starb am 27. Mai. Er wurde nur 62 Jahre alt. Fast jeden Tag war er mit „Keule“ Nehls Mittag essen. „Er hatte hier am Mittelweg im Pavillon eine Currywurst bestellt, das machte er sonst nie. Dann kippte er einfach um. Das Herz. Ich hab’ geweint wie ein Kind. Er war so ein wunderbarer Mensch.“ Jetzt muss Hunke den Hausstand des Freundes auflösen.

Doch er glaubt fest daran, dass Nehls auf einer Wolke im Himmel sitzt und darüber lacht, dass er jetzt so viel Arbeit mit seinen Sachen hat. Entrümpeln will Hunke auch sein Leben: „Man darf nicht so viel mit sich rumschleppen, muss sich auf wenige Dinge konzentrieren.“ Sagt es und drückt dem Reporter sein Buch in die Hand. Der Titel: „Du wirst 60 und was dann?“ Hunke hat die Antwort für sich gefunden.

 

Zur Person:
Jürgen Hunke wurde am 8. Juni 1943 in Gütersloh geboren. Seit 1962 lebt er in Hamburg und gründete das Versicherungsunternehmen „Zeus“. Von 1990bis 1993 war Hunke Präsident des HSV und sanierte den finanziell  angeschlagenen Verein.1994 rettete er die Hamburger Kammerspiele vor dem Ruin und kandidierte 1997 und 2001 als Spitzenkandidat für die „Statt-Partei“. 1999 verkaufte Hunke sein Unternehmen für einen dreistelligen Millionenbetrag, lebt seitdem als Verleger und „Privatier“.

Artikel aus der MOPO vom Sonntag, 10. Juni 2012, von THOMAS HIRSCHBIEGEL