Pressearchiv

HSV-Urgestein erstmals an der Förde

Flensburger Tageblatt, 18.02.2012

Beeindruckt von der Harmone an der Flensburger Förde: HSV-Aufsichtsrat Jürgen Hunke vor dem Strandhotel in Glücksburg. Foto: staudt

Jürgen Hunke appelliert an Kreis und Stadt Flensburg, sich stärker für Spitzenhandball zu engagieren / Tontechnik der Campushalle sei katastrophal.

Glücksburg. Exzentrischer Multimillionär, extrovertierter Sport- und Kultur-Mäzen, provokanter Paradiesvogel – schillernde Beschreibungen begleiten Jürgen Hunke. Doch diese bunten Bilder werden dem Ex-Präsidenten, heutigen Aufsichtsratsmitglied und Finanzausschusschef des Fußballbundesligisten HSV nicht gerecht. „Ich bin ganz bodenständig, ein begeisterter Traditionalist“, sagt der 68-Jährige beim ersten Kurzurlaub an der Flensburger Förde. Der Handball hat den Fußballmacher ins Glücksburger Strandhotel gebracht, genauer ein Vortrag über Sport und Wirtschaft vor den Förderern der SG Flensburg-Handewitt und der erste Besuch eines SG-Spiels in der Flensburger Campushalle.

„Ich bin beeindruckt von diesem Verein, seiner Tradition und Verwurzelung in dieser Region und den Ehrenamtlern, die die SG über Jahrzehnte an die Spitze geführt haben“, sagt Hunke am warmen Kamin mit Blick auf die kalte Ostsee. An den Kreis und die Stadt Flensburg als Besitzer der Halle schickt er allerdings klare Kritik: „Die Technik in der Halle ist katastrophal, eine Unverschämtheit. Was die Hallenbesitzer einem Top-Club und den anderen Events da zumuten, ist Kreisklasse.“ Er appelliert in seinem Vortrag an Politik und Sponsoren, sich mit mehr Leidenschaft für den Spitzenhandball zu engagieren. „Das Problem hier ist das gleiche wie beim HSV – die Menschen kennen gar keinen Abstiegskampf mehr, sie kennen es nur, unter den fünf Besten zu sein – das ist aber nicht selbstverständlich, sondern eine Riesenleistung“, betont der Sportexperte.

Erstaunt ist Hunke darüber, wie klein die Stadt ist, wie wenige Menschen im Umland leben. „Die SG zählt zu den Top-Clubs in Europa. Ich dachte, so ein Verein kann nur von einer Region mit mehreren Hunderttausend Menschen getragen werden.“ Von der Flensburger Förde ist er fasziniert. „Die Natur, das Meer, dieses Hotel – alles strahlt Harmonie aus, für mich einer der wichtigsten Werte“, sagt der Retter, Besitzer und Geschäftsführer der Hamburger Kammerspiele. In der Elbmetropole verbringt Hunke die eine Hälfte der Woche, die andere in seinem asiatisch geprägten Anwesen in Timmendorfer Strand. Die Lust auf neue Erfahrungen und die Suche nach Exponaten für seine Galerien treibt den Besitzer einer der weltweit wertvollsten Buddha-Sammlungen oft auf fremde Kontinente.

Seine Pläne und Projekte bezeichnen nicht wenige als verrückt. „Die haben recht, aber realisiert werden diese Vorhaben auf einem spießig konservativen Fundament“, sagt Hunke. Ganz bieder, ohne größere Risiken, habe er, der Mann, der sich bevorzugt in den Farben Schwarz und Rot kleidet, auch den Wohlstand geschaffen, der ihm die heutige Unabhängigkeit schenkt. Am letzten Tag des alten Jahrtausends verkaufte er sein europäisches Versicherungs-Imperium. Seit 1. Januar 2000 tut der Asien-Liebhaber nur noch das, was ihm Freude macht. Dazu zählt auch das ehrenamtliche und finanzielle Engagement für den Spitzensport in Norddeutschland. Einen Top-Club könne man nicht wie ein Wirtschaftsunternehmen führen, sagt Hunke. „Wenn du 18 Schlachter hast und alle machen eine Million Euro Gewinn, sind alle glücklich. Im Handball müssen drei der 18 absteigen, und die besten Teams stehen unter enormem Druck, wenn sie oben bleiben wollen“, erklärt er. Zudem werde Spitzensport geprägt von Emotionen. Das Geld, das ein Sponsor in einen Verein steckt, ist für immer weg. So auch die sechsstellige Summe, mit der Hunke den amtierenden Handball-Meister HSV in seinen Anfangsjahren vor der Insolvenz bewahrt. Ist es für den nach eigenen Worten „Sportverrückten“ denkbar, sich auch für die Flensburg-Handewitter zu engagieren? Offen gestellt wurde diese Frage nicht. Doch Hunke will gerne wieder in die Campushalle kommen, und auf seine Initiative will sich die IHK-Führung für eine neue Tontechnik für die Campushalle einsetzen.

Hunke ist ein Mann, der gern schenkt – von sich aus, aus emotionalen Beweggründen. Dem Ostseebad Timmendorfer Strand schenkt er gerade ein schneeweißes, asiatisches Teehaus auf einer neuen Seebrücke. Mit Blick auf die alte, ungenutzte Glücksburger Seebrücke eine beneidenswerte Geste.

Flensburger Tageblatt, 18.02.2012