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Das rote Sofa

DAS! NDR - Fernsehen, 05.03.2012

Auszeit auf dem „Roten Sofa“: Jürgen Hunke

Menschen des Sternzeichens Zwilling sind ständig unterwegs. Von einem Ort, von einem Menschen, von einer Aktivität zum nächsten. Ruhelos sollen sie sein und ständig von dem Wunsch getrieben, einen Monat in einen einzigen Tag zu pressen. So sieht auch die Vita von Jürgen Hunke aus. Er leitet, sammelt und reist. Der Mann, der in Sportkreisen als Präsident des HSV Fußball bekannt wurde, war kürzlich in Flensburg auf Einladung der
SG-Geschäftsführung zu einem kurzen Besuch.

Vor unserem Gespräch habe ich ihren Namen in die Suchmaschine eingegeben.
Laut Wikipedia sind sie Unternehmer, Buchautor, Sportfunktionär, Politiker,
Verleger und Theaterbesitzer. Wie passt all das in ein Leben?

Jürgen Hunke:
Das sind alles Zufälle, wenn ich ehrlich bin. Zu vielen Aufgaben bin ich
über das Ehrenamt gekommen. Ich lebe in einer großen Stadt und habe das
Image zu helfen- so bin ich häufiger gefragt worden und mir erschlossen sich
neue Bereiche. Ich finde Ehrenamt grundsätzlich sehr wichtig, denn es steht
für das Soziale in einer demokratischen Gesellschaft. Kapitalismus ist unter
dem Strich von Gier bestimmt. Ohne soziales Engagement wären in so einem
System viele arm und die Welt wäre auch weniger harmonisch. Wobei ich mit
Interneteinträgen inzwischen sehr vorsichtig bin. Kürzlich erfuhr ich, dass
das besagte Onlinelexikon von jedem ergänzt werden kann. Die Inhalte stehen
so lange da, bis jemand um Korrektur bittet…

Wie würden sie sich denn selbst beschreiben?

Jürgen Hunke:Ich bin jemand, der Vorne weg marschiert. Bereits in der Schule wollte ich
immer der Erste sein. Das ist wahrscheinlich meine Bestimmung. (lacht) Ich
bin jemand, der richtig in dieses Land passt. Ich komme aus einem tollen
Elternhaus mit sehr klaren Werten. Ich bin zwar mein leben lang positiv
verrückt, meine Stärke ist aber, dass Bodenständigkeit genauso zu meiner
Persönlichkeit gehört. Außerdem muss für mich auch alles „in Ordnung sein“.
Das ist meine klare Lebensphilosophie.

Ein sehr interessanter Punkt in ihrer Vita ist, dass sie Geschäftsführer der
Hamburger Kammerspiele sind.

Jürgen Hunke:
Das Theater ist vielleicht 100 Meter von meinem Haus entfernt. Zuerst sollte
ich organisatorisch helfen um einen drohenden Konkurs abzuwenden. Wer weiß,
was ich gemacht hätte, wenn das Haus 10 Kilometer weiter weg gewesen wäre.
Aber so habe ich eine Art Betroffenheit gefühlt. Mit einer Spende konnte ich
verhindern, dass das schönste Theater Hamburgs zu einem Supermarkt wird.
In den letzten 18 Jahren habe ich viel daran gearbeitet, das Theater wurde
für mich ein richtiges Erfolgserlebnis. Ein Beweis, dass trotz Unkenntnis
der Materie mit einer richtigen Philosophie Erfolg möglich ist.

Wo sehen sie die Parallelen zwischen Theater und Fußball?

Jürgen Hunke:
Das ist im Prinzip das gleiche. Beides ist Kultur! Menschen sind stolz
darauf und sprechen darüber. Sie geben Halt, Identifikation und Freude.
Beides wird von der Gesellschaft gebraucht. Wobei das, was die Mehrheit der
Menschen unter Kultur versteht also Theater, Oper oder Ballett,
komischerweise viel mehr Lobby als Sport hat.
Es ist ein Missverhältnis, finde ich. Sportler sind Vorbilder, Menschen die
Sport treiben werden weniger krank. Vielleicht sollten sich die Vereine
klarer artikulieren, damit die öffentliche Wahrnehmung sich verändert.

Sie beschäftigen sich mit Handball, sind aber im Fußball zuhause. Was kann
Handball vom „großen Bruder“ lernen?

Jürgen Hunke:
Fußball übt auf die meisten Menschen eine enorme Faszination aus und wird
immer Sportart Nummer 1 bleiben.

Und was halten sie von dem Spruch: „Wenn Handball einfach wäre, würde er
Fußball heißen“?

Jürgen Hunke:
Er stimmt auch. (lacht) Ich persönlich bin an beiden Sportarten
interessiert. Ich habe selbst noch Feldhandball gespielt. Als der HSV
Handball vor einigen Jahren Lizensierungs-Schwierigkeiten hatte, war ich in
den Gesprächen und Verhandlungen auch maßgeblich involviert und es freut
mich sehr, dass wir in Hamburg inzwischen so eine Erfolgsgeschichte
schreiben. Handball ist eine ehrliche Sportart, die mit Dynamik, Kraft und
Intelligenz besticht. Das konnte man auch in der Campushalle sehen.

Sie sind ein sehr breit aufgestellter Mensch mit vielen Interessen. Welche
fünf Sachen würden sie auf eine einsame Insel mitnehmen?

Jürgen Hunke:
100 Bücher. (lacht) Ich habe das übrigens mal gemacht. Vor zwölf Jahren bin
ich für eine Weile ausgestiegen und lebte auf meiner Lieblingsinsel Koh
Samui. Damals hatte ich auch 100 Bücher mit. Diese Zeit bedeutete eine Wende
in meinem Leben. Ich habe im alten Jahrtausend –bis Ende Dezember 1999-
gearbeitet und seit dem mache ich nur noch das, was mir Freude macht.
Vielleicht würde ich auf der Insel auch noch einen Computer mitnehmen. Einen
kleinen…

Wie viele der 100 Bücher haben sie auf Koh Samui in der Zeit gelesen?
Drei. Es war alles so interessant, dass ich kaum zum Lesen kam.

Zita Newerla, Konter März 2012
Foto: Lichtbildnerei